DE
Museumsmanagement Niederösterreich, Foto: Katrin Vogg

MuseumsMenschen in Eggenburg - The next generation

Alle ArtikelMuseumsMenschenNÖ MuseenKinder und Jugendliche

Junge MuseumsMenschen den Geheimnissen der Stadtgeschichte auf der Spur...

Die Neue Mittelschule Eggenburg stellte am 4. und 5. Oktober 2022 das Krahuletz-Museum in Eggenburg im positivsten Sinne auf den Kopf: Schüler und Schülerinnen der Klasse 4a der Eggenburger Schule erkundeten das gesamte Museum, nahmen Objekte ganz vorsichtig aus den Vitrinen, schauten in Depotkästen, drehten Kurzfilme, begaben sich auf Infotour in die Stadt, fotografierten, recherchierten, verfassten Texte und sprachen sie ein. - Ganz wie die "Großen"!

Das alles geschah im Zeichen des „Museumsmenschen“ Johann Krahuletz, dessen Spuren man seit zwei Jahren mit der WebApp „MuseumsMenschen“ verfolgen kann.

 

Über die WebApp "MuseumsMenschen"

Erstellt wurde die WebApp im Rahmen des gleichnamigen Projektes der Universität für Weiterbildung Krems (Donau-Universität), die laufende Betreuung liegt beim Museumsmanagement Niederösterreich. Die Idee ist, dass jene niederösterreichischen Museen, die bereits im 19. Jahrhundert von einer schillernden, tatkräftigen und unermüdlichen Gründerpersönlichkeit ins Leben gerufen worden sind, sich im Rahmen dieser WebApp präsentieren und als Administratori*innen selbst tätig sind. Dazu zählen die Stadtmuseen in Retz, Korneuburg, Wiener Neustadt, Zwettl, ST. Pölten, Krems, Melk, Gars / Kamp, Baden - und eben das Krahuletz-Museum in Eggenburg.

 

Der Workshop im Krahuletz-Museum

Ziel des Workshops in Eggenburg war es, die Galerie der vorgestellten Museumsobjekte zu erweitern und mit allen zur Verfügung stehenden Medien – Film, Fotografie und Audio – den Besucher*innen und Nutzer*innen der App näher zu bringen. Die Objekte konnten sich die Schüler*innen der NMS Eggenburg selbst aussuchen und waren auch bei der Recherche, beim Dreh und Schnitt der Aufnahmen sowie der Eingabe in die WebApp weitgehend selbständig tätig. Selbstverständlich erhielten sie Unterstützung vom Lehr- und Museumspersonal, wenn einmal Hilfe und Anleitung benötigt wurden.

Museumsarbeit in der Praxis erleben

Die Auswahl der Objekte und ihre Präsentation waren dabei so vielfältig wie die Persönlichkeiten der Schüler*innen selbst:

Eine Gruppe erkundete zur Präsentation des frühneuzeitlichen Stadtmodells die Eggenburger Innenstadt mit ihren Befestigungsanlagen und stellte in Bildcollagen das heutige Eggenburg der damaligen, im Modell festgehaltenen Stadt gegenüber.

Andere Schüler*innen gingen der Feinmechanik von Taschenuhren auf den Grund und brachten ­– sozusagen als kleines Nebenprojekt – gleich mehrere der alten Uhren der Sammlung wieder zum Laufen.

Ein Jagdgewehr des Eggenburger Büchsenmachers und Vaters des Museumsgründers, Georg Krahuletz, wurde mit all seinen Gravuren und Tauschierungen bewundert und filmisch dokumentiert, ein spätmittelalterliches Handwaschgefäß – ein sogenanntes Aquamanile, welches im Moment Teil der aktuellen Sonderausstellung zum Maler, Sammler und Archäologen Ignaz Spöttl ist – durfte aus der Vitrine heraus und wurde penibel auf seine Funktion hin geprüft. Die Vergangenheit zum Klingen brachte schließlich eine Schülergruppe bei der Untersuchung einer altsteinzeitlichen Knochenflöte aus Grubgraben: Der Abguss dieser Flöte wurde in Bild und Ton mit einer modernen Blockflöte verglichen und so bildete steinzeitliche Flötenmusik den Hintergrund für einen intensiven, spannenden und für alle äußerst lehrreichen Workshop.

Hier ein paar Einblicke in die Museumsarbeit:

Was sagen die jungen MuseumsMenschen?

 

„Das Lustigste waren für mich die Fotos und auch einfach die Erfahrung zu machen.“
Lejla
 

„Am besten hat mir gefallen, dass wir in der Stadt waren, Fotos gemacht haben und ganz Eggenburg angeschaut haben.“
Viktoria
 

„Es war zwar anstrengend, ein paar der Informationen zu finden, zum Beispiel den Namen von der Flinte, aber im Ganzen war es sehr lustig.“
Franziska
 

„Das Interessanteste war die Taschenuhr […] das war u(h)r cool.“
Julian (Uhrenexperte)

 

Text: Mag.a Susanne Stökl
(Krahuletz-Museum Eggenburg)

Über die WebApp "MuseumsMenschen"

Das 19. Jahrhundert gilt als die Gründungszeit des modernen bürgerlichen Museums. Neben den großen, in den Metropolen angesiedelten National- und Fürstenmuseen entstehen vielerorts von Bürgerinnen und Bürgern initiierte Stadt- und Regionalmuseen, so auch in Niederösterreich. Die Stadtmuseen in Baden (Rollett-Museum, gegründet 1806/10), Wiener Neustadt (gegründet 1824) und Retz zählen sogar zu den frühesten derartigen Museumsgründungen im deutschsprachigen Raum.

Trotz einer reichen Quellenlage gibt es bislang kaum Forschungen und Publikationen zur Gründungsgeschichte der Stadtmuseen im 19. Jahrhundert, ihrer frühen Entwicklung und den daran beteiligten Sammlerinnen und Sammlern, Initiatorinnen und Initiatoren, Kuratorinnen und Kuratoren, Vereinen, städtischen Trägern und Besucherinnen und Besuchern.

Ziel des Projekts ist eine gemeinsame, fundierte historische Untersuchung, Aufarbeitung, Publikation und Präsentation der Gründungsgeschichte der einzelnen im 19. Jahrhundert gegründeten Stadtmuseen. Dabei stehen jene zehn Museen im Vordergrund, deren Sammlungen und Häuser heute noch existieren und die weiterhin als Museen der Öffentlichkeit zugänglich sind. Neben der Geschichte der einzelnen Sammlungen und Institutionen richtet sich der Blick insbesondere auf die „MuseumsMenschen“, d. h. die Akteurinnen und Akteure. Diese zeigen die breite Verankerung der Museumsidee in der Bevölkerung - und auch für Niederösterreich und Österreich die frühe Existenz einer starken Museumsbewegung, die sich dem Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln von Kulturerbe verschrieben hatte.

Web-App

Gründer der Stadtmuseen treten in Chats als virtuelle Museumsführer auf. Sie berichten über die Gründungszeit, geben Einblicke in Sammlungen und weisen auf spezifische Exponate hin: Web-App MuseumsMenschen